Nutzen Sie die Sprache der Bilder
Veröffentlicht in Marketing Intern, Das Vertriebsmagazin für Volksbanken und Raiffeisenbanken, 4/2013, Genossenschaftverband.
In Veranstaltungen wird oft sehr viel Geld investiert. Die Bank möchte sich präsentieren, Kunden und die Öffentlichkeit beeindrucken, das Image verbessern. Berichte auf der Homepage und in der Presse folgen – hier spielt die Fotografie eine wichtige Rolle. Nur Bilder können die Atmosphäre einer Veranstaltung adäquat wiedergeben. Teilnehmende Personen freuen sich ganz sicher über Fotos – allerdings nur über solche, auf denen sie gut aussehen. Daher ist professionelle Fotografie ist ein tragender Bestandteil, um die Ziele einer Veranstaltung zu erreichen. Im zweiten Teil der Serie zum Thema „Besser fotografieren“ geht es daher um Tipps für gelungene Fotos ihrer Veranstaltungen.
Veranstaltungen sind eine Herausforderung, aber auch eine große Freude für Fotografen. Dabei reicht das Spektrum von kleinen internen Veranstaltungen in der Cafeteria über informative Kundenveranstaltungen bis hin zu den ganz großen Events für die ganz besonderen Kunden mit Artisten und Hummerschwänzen. Für den Fotografen geht es darum, die Stimmung einzufangen: das Farbspiel der Lichter, die gute Laune und die angeregten Gespräche der Gäste, die Dynamik interessanter Vorträge und das Ambiente. Zugegeben, in einer neonbeleuchteten Cafeteria ist die Herausforderung eine ganz andere als in einem festlich illuminierten Kloster, der Wolkenburg oder einer der vielen anderen erstklassigen Eventlocations in Deutschland.
In diesem zweiten Teil unserer Serie geht es fast ausschließlich um die Technik. Ein geschultes Auge für gute Bilder sollte man haben, sonst kann auch die beste Kamera nicht bei helfen. Was also an technischen Besonderheiten beim Fotografieren von Veranstaltungen zu beachten ist, soll Ihnen dieser Artikel näher bringen.
Gute Fotografen sieht und hört man nicht
Als aller erstes und wichtigstes: Man selbst sollte so unauffällig wie möglich sein und nicht durch die Stuhlreihen poltern. Das fängt bei der Wahl der Kleidung an. Wer bei einer Abendveranstaltung in einem weißen Hemd oder neonfarbenen T-Shirt vor und auf der Bühne herumläuft, der fällt auf und lenkt vom eigentlichen Geschehen ab. Dunkle Farben sind hier angesagt oder besser gleich schwarz. Und was für die Besucher gilt, gilt erst recht für den Fotografen: Handy stumm schalten! Auch das Piepen der Kamera beim Scharfstellen kann man abschalten. Einige Spiegelreflexkameras haben auch einen sogenannten Silence-Modus. Hierbei wird die Lautstärke des Spiegelschlags reduziert. Allerdings sinkt damit auch die Bildrate – statt zum Beispiel acht Bilder kann man nur noch fünf die Sekunde machen, aber das sollte bei den meisten Veranstaltungen ausreichen. Will man sich die geschossenen Fotos auf dem Kameradisplay ansehen, tut man das am besten abseits der Bühne, so verdeckt man keinem Zuschauer die Sicht.
Die richtige Kamera …
Veranstaltungen bei Tageslicht (außer Sport-Events, für die man einen schnellen Autofokus braucht) kann man mit fast jeder Spiegelreflexkamera, die eine Serienbildfunktion hat, und jedem Objektiv fotografieren – wenn man mal von der teils miesen Bildqualität so mancher Kit-Objektive absieht. Um aber hier nicht die üblichen Alles-ist-scharf-Bilder zu bekommen, empfiehlt sich auch hier schon eine Kamera mit Vollformatsensor und Objektive mit großer Blendenöffnung – damit lässt sich dann sehr schön mit Schärfe/Unschärfe spielen. Abendveranstaltungen haben da schon wesentlich höhere Ansprüche an die Technik. Das fängt an mit hohen ISO-Werten bei möglichst geringem Rauschverhalten. ISO 1600 oder besser ISO 3200 sollte der Kamerasensor in akzeptabler Qualität aufzeichnen können. Heutige Spiegelreflexkameras kann man natürlich auf noch sehr viel höhere ISO-Werte einstellen, aber ein scharfes Foto, selbst nach Optimierung durch spezielle Software, erhält man damit nicht wirklich. Das Wichtigste sind sehr gute und lichtstarke Objektive, Blende 2.8 und besser. Ein normales, ein Weitwinkel- und ein Tele-Zoom, da sind schnell 10.000 Euro weg für die komplette Ausrüstung. Wenn das System auch noch einen Bildstabilisator hat, umso besser, damit kann man zusätzlich noch eine Blende herausholen.
… und das richtige Dateiformat
Die Frage aller Fragen ist die nach dem Dateiformat: „RAW oder JPG?“ („Äppler süß oder sauer?“, „Audi oder BMW?“). Wegen dieser Frage tippen sich Fotografen in den Internetforen die Finger heiß. Meine Antwort: Machen Sie, was Sie wollen! Es gibt kein richtig oder falsch, nur Vor- und Nachteile –kurz: JPGs können direkt so weiterverarbeitet werden, wie sie aus der Kamera kommen. RAW-Daten haben von vornherein eine drei- bis viermal größere Dateigröße als JPGs und müssen vor der Weiterverarbeitung erst noch mit Hilfe eines RAW-Konverters, z.B. Lightroom, Aperture, Capture One oder Photoshop, entwickelt und in ein anderes Format (JPG oder TIF) konvertiert werden. Sie müssen also entwickelt werden, wie man das mit den Negativen früher auch gemacht hatte, nur eben digital. Soweit die Nachteile von RAWs. Der große Vorteil einer RAW-Datei besteht darin, dass sie alles enthält, was der Sensor bei der Aufnahme „zu sehen“ bekommen hat. Das ist viel mehr als das, was man erst einmal auf dem Monitor angezeigt bekommt. Bei einem JPG werden die in der Kamera voreingestellten Werte wie Weißabgleich, Helligkeit usw. eingerechnet und dann werden die Bildinformationen komprimiert. Was Sie dann am Monitor nicht mehr sehen, gibt es auch nicht mehr. Ein Beispiel: Der wolkenbedeckte Himmel auf Ihrem Foto ist überbelichtet und bildet eine einheitliche weiße Fläche. Da kann man das Foto in der Bildbearbeitung noch so dunkel drehen, es bleibt eine leere Fläche, obwohl da vor Ort eigentlich Wolken waren. Oder: Die Bühne auf dem Foto ist zwar ordentlich belichtet, jedoch ist drumherum alles im Einheitsschwarz abgesoffen – leider auch das Publikum, und man wollte doch eigentlich zeigen, wie gut die Veranstaltung besucht war. Bei einem JPG gilt: Was weg ist, ist weg – dies ist der Preis, den Sie für die geringere Daten-menge und das bequeme Verarbeiten zahlen. Bei einer RAW-Datei hingegen sind diese Bildinformationen alle vorhanden. Damit kann man zwar auch aus einer Nacht keinen Tag mehr machen, aber nachträgliche Belichtungskorrekturen von ± 2 Blendenstufen sind drin. Und auf einmal sind da wieder Wolken am Himmel und das Publikum ist auch wieder da. Genauso kann man hinterher auch den Weißabgleich anpassen und viele andere Einstellungen – das Foto also richtig entwickeln.
Blitzen – ohne rote Augen
Ein eingebauter Blitz reicht leider für unsere Ansprüche nicht aus. Um die Anschaffung eines zusätzlichen Aufsteckblitzes kommt man nicht herum, denn die eingebauten Blitze bringen zu wenig Leistung, verursachen aber dafür rote Augen. Auf eine gute Spiegelreflexkamera gehört ein ordentlicher, schwenkbarer Aufsteckblitz. Mit solch einem Blitz leuchten Sie bei geeigneter Decke locker einen dunklen Saal für 3.000 Personen aus. Das Problem mit den roten Augen (bzw. der reflektierenden Netzhaut) gibt es mit einem Aufsteckblitz, vorausgesetzt er sitzt hoch genug über dem Objektiv, also möglichst weit weg von der optischen Achse, dann auch nicht mehr. Bei Veranstaltungen im Freien und Sonnenschein, verwende ich den Aufsteckblitz als Aufhellblitz gegen dunkle Schatten. In der Cafeteria blitze ich, wenn ich Gegenlicht vom Fenster habe oder es einfach zu dunkel ist. Bei größeren Veranstaltungen, bei denen zumindest mal ein Spot auf den Redner gesetzt ist, blitze ich eher selten und wenn, dann so, dass das Restlicht im Hintergrund nicht verschwindet, der Redner nicht im schwarzen Nichts steht. Bei den richtig toll illuminierten Events blitze ich so gut wie gar nicht oder nur, wenn unbedingt erforderlich. Dann aber auch nur ganz dezent und mit einem Orange-Filter vor dem Blitz, ansonsten macht man sich mit einem falsch eingesetzten Blitz nur die Stimmung auf den Fotos kaputt.
Nicht am falschen Ende sparen
Bedenkt man, wie viel für den einen oder anderen Redner ausgegeben wird, wie viel ein Zirkuszelt voller Artisten und ein erstklassiges 5-Gänge-Menü für „die oberen 10.000“ kostet, scheint es unklug, wegen ein paar hundert Euro am professionellen Fotografen mit der für tolle Events unabdingbaren, guten Ausrüstung zu sparen. Das Resultat einer solchen Ein-sparung: Die Veranstaltung verliert im Nach-gang erheblich, denn die Gäste und die Presse erhalten qualitativ schlechte kaputtgeblitzte Fotos mit roten Augen und falschem Weiß-abgleich, schlecht gewählte Bildausschnitte. Im nächsten Jahr erscheint diese unprofes-sionelle Darstellung noch im Jahresbericht. Man darf nicht vergessen, dass Foto- oder Filmaufnahmen im Laufe der Zeit das einzige sind, was man als Erinnerungsstütze an solch einen Abend hat. Ein professioneller Fotograf setzt Bank und Teilnehmer gut in Szene. Vor allem aber nutzt er die Bildsprache, um die Verbindung zwischen Veranstaltung, Bank und Gästen eindeutig herzustellen. Ansonsten kann es geschehen, dass der Kunde nach ein paar Monaten der Meinung ist, dass es die Sparkasse war, die ihn zu dieser tollen Veranstaltung eingeladen hat.
Und zum Schluss noch ein paar Tipps
Wenn es mit der Belichtung eng wird, sollte man einen stabilen Stand einnehmen, die Kamera mit der zweiten Hand von unten unterstützen und während des Ausatmens vorsichtig den Auslöser drücken. Wer jetzt meint, so auch eine 30stel Sekunde aus der Hand fotografieren zu können, der sollte mal über-legen, ob der Redner oder Artist da vorne vor der Kamera auch so lange still hält. Bewegungsunschärfe im Bild beleben es, aber bitte an den richtigen Stellen, ein verwischter Kopf eines wild gestikulierenden Redners ist nicht unbedingt brauchbar. Eine 60stel oder besser 125stel schafft da Abhilfe. Wer kennt sie nicht, die Fotos vom Vorstand während einer Rede mit den lustigen Gesichtsausdrücken, weil man immer nur die „Os“ und „Us“ erwischt hat. Die Kamera auf Serienbildfunktion und draufhalten, fünf, acht, zwölf Auslösungen am Stück und kurz darauf noch einmal. Da ist dann bestimmt auch ein brauchbares Foto mit freundlicher Mimik dabei.