Es war Ende Juli 2015, als ich Michael den Vorschlag machte, als Gastreferent in einen seiner Workshops zu kommen und den Teilnehmern einfach mal über meinen Weg in die Selbständigkeit als Fotograf erzähle. Zum einen ist das sicher ein interessantes Thema für die ca. 12 Teilnehmer und zum Anderen wollte ich unbedingt mal wieder eine meiner eigenen Grenzen überwinden und vor Menschen sprechen. Bisher habe ich es ganz gut geschafft, in solchen Momenten rechtzeitig unter meinem Tarnumhang zu verschwinden.
Bei Michael rannte ich offene Türen ein, da er solch ein Konzept schon länger im Hinterkopf hatte. Halt mit ein paar mehr Referenten. Super, läuft, freute ich mich.
Ein paar Tage später kam Michael dann mit dem fertigen Konzept um die Ecke. Im Frühjahr 2016 soll es sein. „Von der Fotografie leben„, einem Seminar mit maximal 50 Teilnehmer. Bäng! 50! Scheiße, wo habe ich mich da nur reinmanövriert? Aber einen Rückzieher wollte ich auch nicht machen. Muß ich halt jetzt durch.
Zufällig ergab sich im Herbst für mich die Möglichkeit einen Mini-Workshop vor ca. 15 Bänkern in Karlsruhe zu halten. Top! Ich konnte doch noch mal kurz ins Nichtschwimmerbecken, bevor es ins Tiefe geht 😉
Bis zum Februar hatte ich mich dann so an die Zahl 50 gewöhnt. Sind bestimmt alle nett, beruhigte ich mich. Wird Zeit, aus den Stichworten mal frei ganze Sätze zu bilden. Mit der vorgegebenen Zeit komme ich grob hin. Aber was, wenn es keinen interessiert, was ich da erzählen will? Wenn die anderen vier Referenten voll die Lasershow durchziehen und mit nackten Tänzerinnen einmarschieren? Ich hasse langweilige PowerPoint-Präsentationen, wurde ich lange genug mit gequält. Wollte ich auf keinen Fall. Oder muß ich einfach, weil es erwartet wird? Aber einfach nur so da vorne stehen ist doch auch doof. Und 50 Menschen, die mich erwartungsvoll angucken. Du kannst Dir das Gefühlskarusell sicher vorstellen.
Aber stand ich nicht schon vor viel mehr, als 50 Menschen? Gruppenfotos mit 100 Leuten hatte ich doch auch schon gemacht. Standen erwartungsvoll da und haben mich angeguckt. Und irgendwie habe ich es bisher immer geschafft, die Leute auch zu einem Lächeln oder gar Lachen zu animieren.
So nach und nach übernahm die Vorfreude meine Gedanken. Sei der Beste, der Du sein kannst.
Die Nervosität kam dann als ich den Seminarraum betrat und vor 50 leeren Stühlen stand. Puh! Und ich bin erst nach dem Mittagessen dran. Und alle sitzen dann im Fresskoma vor mir. Hoffentlich schläft keiner ein.
Ruhiger wurde ich, als der erste Referent seinen Vortrag hielt. Ich schaute so von der Seite in die Reihen der Teilnehmer rein und mir dämmerte, dass alle irgendwie die gleichen Sorgen, Ängste und Wünsche haben. Alle träumen sie davon Ihr Hobby zum Beruf zu machen, von der Fotografie leben zu können. Teilweise ähnlich, wie ich damals.
Ich freute mich darauf endlich dran zu kommen. Ohne PowerPoint, ohne Lasershow, einfach nur ich. Vorne stehend und innerlich total nervös, habe ich es aber irgendwie geschafft, dass keiner eingeschlafen ist. Alle haben gespannt zugehört, brav mitgeschrieben und zwischendrin konnte ich auch für einige Lacher sorgen.
Ich muß sagen, es war geil! Die Stimmung unter den Teilnehmern und Referenten super. Es herrschte eine positive offene Kommunikation auf Augenhöhe. Das Interesse der Teilnehmer hat mich umgehauen und ich habe gerne die Fragen der Teilnehmer beantwortet. Auch die Rückmeldungen waren super. Und eine Teilnehmerin verglich mich doch sogar mit Thomas Gottschalk! YES! Ich hab’s geschafft!
Leute, es hat wirklich riesigen Spaß mit Euch gemacht und ich freue mich auf das nächste Mal: #fotoleben2017
Die fünf Referenten:
Michael Omori Kirchner: creativebiz.de und www.omori.de
Dirk Beichert: dirkbeichert.de
Hendrik Roggemann: www.roggemann-fotografie.de
André Heinermann: www.andreheinermann.de
Andreas Bender: www.andreas-bender.de und www.hochzeitsfotograf-andreas-bender.de
Vielen Dank an Dirk für die Fotos von mir.